Eva Zahn & Volker A. Zahn
Drehbuchautoren



Pressestimmen


Zarah - Wilde Jahre

Was „Zarah“ darüber hinaus aktuell macht, ist der gründliche Blick in die Eingeweide einer Illustrierten, die vorgibt, fortschrittlich zu sein, und gleichzeitig die Würde der Frau mit Füssen tritt. Die Frage nach der Doppelmoral und jene nach dem Selbstverständnis der Medien weisen vom goldenen Zeitalter des analogen Print-Journalismus direkt in die Gegenwart eines mit allen Mitteln ums Überleben kämpfenden Gewerbes.
Die Kritik am zynischen Medienapparat ist hier oft ähnlich wie bei Helmut Dietls „Kir Royal“ in harmlosem Gesellschaftsgeplauder verpackt und dabei übrigens nicht weniger scharf formuliert. Diesseits und jenseits der Frage nach Gleichberechtigung gäbe es für eine zweite Staffel allerlei kritische Anknüpfungspunkte.

– „Neue Zürcher Zeitung“

„Zarah – Wilde Jahre“ besitzt für hiesige Verhältnisse ein ungewöhnliches Konzept: eine Primetime-Serie als historisches Drama, das ein Stück weit auch deutsche Emanzipations- und Mediengeschichte schreibt. Der Serie liegt ein gut recherchiertes Drehbuch zugrunde, bei dem man auch im Detail erkennen kann, dass hier ehemalige Journalisten am Werke waren. Die „Relevant“-Mitarbeiter besitzen bei aller – vermeintlich klischeehaften – Überspitzung einen wahrhaftigen Kern, und einige entpuppen sich im Laufe der Handlung als vielschichtiger, als auf den ersten Blick angenommen. Die Besetzung kommt bis in die kleinsten Rollen ohne Schwachpunkte aus. Die Gewerke nehmen einen mit in die Zeit, suchen aber auch – wie die Geschichte – Zugang zum Hier & Heute. Zwar kommt bekanntlich alles wieder, aber eine Erscheinung wie diese Zarah Wolf, ob im samtenen Hosenanzug oder im unverschämt knappen Mini und in ähnlicher weiblicher Kriegsbemalung, wäre auf den Straßen von Berlin oder Hamburg auch heute ein Hingucker, keine, bei dem man sich wundern würde. Nichts wirkt in „Zarah“ übertrieben ausgestellt (nicht einmal die Hosen). Ausstattung und Kostüm lenken nicht von den Geschichten ab, ein sicheres Händchen besitzt Regisseur Richard Huber selbst bei der Darstellung einer augenzwinkernd angedeuteten Sex-Orgie. Überhaupt, Drama-Serie klingt zu schwer für diese ZDF-Serie, von der sich der krimimüde Teil der Fernsehzuschauer noch sehr viele Folgen erhoffen wird. Dramedy erfasst „Zarah“ ebenso wenig. Wozu auch Genre-Kategorien, einfach gucken!

– Rainer Tittelbach, „Der Fernsehfilm-Beobachter“

Angesichts dieser Themenfülle müsste die Serie eigentlich heillos überfrachtet sein. Es gelingt aber, alle Aspekte elegant in die Story einzubauen sowie unterhaltend in Szene zu setzen. Und könnte man einige Charaktere anfangs noch für eindimensional halten, entpuppen diese sich als so komplex und widersprüchlich, wie sie es im zeitgemäßen Fernsehen sein sollten. Sogar die doch sehr spröde Hauptfigur kommt einem ein bisschen näher.
In diesem Kontext sind dann auch die von den Autoren bewusst modern gestalteten Figuren kein Störfaktor mehr, sondern erleichtern einigen Zuschauern vielleicht sogar den Zugang zu vergessenen oder nie bekannten Auseinandersetzungen um die Emanzipation der Frau.

– „die tageszeitung“

„Zarah“ ist eine laute Serie vom Typ TV-Mottoparty 70er Jahre. Alpha-Männer im Stress mit Frauen, deren Selbstbewusstsein wächst – und das in einem journalistischen Milieu, das vor eigener Wichtigkeit platzt. Es knallt schon bei den Episodentiteln: „Titel & Titten“, „Ich hab auf sein Grab gepinkelt“, „Ballern & Bumsen“. Die sechs Teile haben sich jede Verdruckstheit verboten und ziehen sich damit eine leichte Verkrampfung zu. Alles muss groß sein, grell, dabei waren die damaligen Verklemmungen, Verhärtungen auch subtil, verborgen, heimlich. Die Autoren Eva Zahn und Volker A. Zahn haben die Hauptfigur der Zarah Wolf mit großer Sorgfalt gebaut und übergroßer Aufgabe ausgestattet. Wolf muss zu viel von der Zeitgeschichte schultern: Ihre Mutter ist eine total angepasste Frau der Kriegs- und Nachkriegszeit, ehe sie an Krebs erkrankt. Der Vater war ein schlimmer Nazi, ein SS-Mann, erst auf dem Sterbebett verrät die Mutter, dass Zarahs Vater tatsächlich ein anderer war. Die Wolf fährt den Bus mit den abtreibungswilligen Frauen durch die Menge der Abtreibungsgegner, sie tauscht in der Druckerei den sexistischen Titel aus, sie liebt Männer und Frauen, und dann auch noch die Tochter von Verleger Frederik „Titten“-Olsen. Zarah Wolf ist eine sehr intensive Frau, die sich auf journalistisch-feministische Heldenreise begibt.

Im Überzeugungskern der Bantry Bay Productions ist „Zarah“ die Fruchtbarmachung der 70er Jahre für das heutige Fernsehen, das Quod-erat-demonstrandum, dass Journalismus ein TV-Thema jenseits der Vierten Gewalt sein kann, dass Frauen und Männer, so sehr sie für Menschen einer bestimmten Zeit einstehen sollen, 360-Grad-Menschen sein können. Wo große Geheimnisse und kleine Dämonen hausen. Und ein Wahnsinns-Soundtrack der 70er-Scheiben, der die Handlung hebt, transzendiert.

Wer in der Historie arbeitet, muss erst mal bei Kostümbild (hier: Petra Kilian) und Ausstattung (Zazie Knepper) glänzen. Wer bei der Klamotte oder beim Bierglas versagt, der hat beim argusäugigen Zuschauer schon versagt. „Zarah“ versagt nicht. Kostüm und Ausstattung schaffen die Atmosphäre, dominieren sie aber nicht. Die Inszenierung von Richard Huber und die Kamera von Robert Berghoff können in dieser Atmosphäre frei atmen, frei arbeiten. Der Blick ist „normal“, es wird nicht in einen Menschenzoo hineingeschaut, die Figuren schauen sich um, sie schauen zu sich, um sich, zu den anderen. Die Geschichte entwickelt sich parallel zu den Figuren, nichts und niemand wird ausgestellt. „Zarah“ ist relevant. Und das Intro zur Serie, ein Lippenstift, der Schreibmaschine, Whiskyglas und Zigarre zerschlägt, zerstäubt, dieses Intro zeigt, dass das ZDF zu neuen Ufern aufbrechen will. Dorthin, wo große Mädels und Jungs mit dem spielen, was eine Dramaserie ausmacht.

– "Tagesspiegel“

Dass kann freilich auch nicht darüber hinweg täuschen, dass „Zarah“ immer wieder Gefahr läuft, in ein übermäßig plakatives Kotelettentheater abzurutschen, und dabei demonstrativ stolz ist auf die explizite Wortwahl, die das ZDF den Autoren hat durchgehen lassen. Vor allem aber droht sich die Serie an der selbst gestellten Aufgabe zu verheben: Alles, wirklich alles, was das Jahrzehnt hergibt, wird in eher dünne Hintergrundgeschichtchen gestopft. Zur Abschaffung des Paragraphen 218 kommt die Rebellion der jungen Generation gegen die Vergangenheit der Nazi-Eltern, und ehe man sich versieht, hat nach den ersten 45 Minuten auch schon jemand „Baader-Meinhof“ gesagt. Trotzdem war ich da als Zuschauer schon längst bereit, der Serie diese Überambition zu verzeihen. Nicht, weil sich die gestandenen Journalisten mit der Zeit (vorhersehbar) allesamt als Trinker, Zweifler, Zerrissene entpuppen – jeder Redakteur nur einen persönlichen Abgrund, bitte! Sondern weil „Zarah“ sich im Laufe der Serie tatsächlich Zeit für Zarah (überzeugend gespielt von Claudia Eisinger) nimmt, sie handeln und scheitern lässt, ihr den Triumph gönnt, und sie auf dem Höhepunkt bricht. (…) Im Fernsehen läuft „Zarah“ ab Anfang September donnerstags im Doppelpack mit einer zweiten neuen ZDF-Serie, die kein Krimi ist – was eigentlich schon eine Sensation für sich wäre. Schwierig zu sagen ist hingegen, ob diese Programmierung so ziemlich das Dümmste ist, was den Planern in Mainz einfallen konnte.

– „DWDL“

Man bleibt also dran an dieser Serie, eben auch weil sie wichtige Themen aufgreift. „Zarah – Wilde Jahre“ ist ein begrüßenswertes Projekt, bei dem Claudia Eisinger von Folge zu Folge mehr hineinwächst in die Rolle der streitbaren Frau, die die verkrustete Männerwelt ein klein wenig aufmischt.

– „Medienkorrespondenz“

Eva und Volker A. Zahn haben das Drehbuch geschrieben, Richard Huber, als Regisseur bekannt etwa durch die Qualitätsserie „Club der roten Bänder“ bei Vox, hat es umgesetzt. Wie immer, wenn eine Serie die Zuschauer in eine andere Zeit entführt, ist der Aufwand enorm. Die Ausstattung soll authentisch sein, aber nicht von den Personen und ihren Geschichten ablenken. Die Farben, die Klamotten, die Technik – das zu betrachten, macht Spaß und vielleicht sogar ein wenig melancholisch. Claudia Eisinger spielt Zarah Wolf mit viel Ausdruck und Überzeugung. Obwohl sie ständig abgewatscht wird von den Kollegen, gelingt es ihr in der ersten Folge durch einen Coup, das sexistische Titelbild der ersten Ausgabe, an der sie mitwirkt, auszutauschen. Doch ist ihre Figur nicht nur als feministische Kampfhenne angelegt – dankenswerterweise. Obwohl es in "Zarah – Wilde Jahre" viel um Konfrontation und Grundsätzliches geht, ist auch ein wenig Platz für Zwischentöne.

– „Badische Zeitung“

Die Büros bei „Zarah“ sehen ganz schön piefig aus. Aber genau diese deutsche Sprödheit ist es, die später der Serie Schlagkraft verleiht. Wenn deutlich wird, wie erdrückend stickig die Atmosphäre damals in der Bundesrepublik war, mit Spießbürgerlichkeit und dem Totschweigen der Nazi-Vergangenheit selbst in der eigenen Familie als Norm. Dazwischen Soundtrack von den Stones oder Aretha Franklin und zahlreiche amüsante Verweise auf die Medienlandschaft von damals, teilweise mit echten TV-Aufnahmen aus den 70ern. In der Serie schafft es Zarah, die nackten Brüste auf dem Magazincover heimlich gegen einen nackten Männerhintern zu tauschen. Ein Skandal damals, ein Gag heute. Zum Lachen ist der Blick auf die Macho-Welt der 70er aber auch deshalb nicht immer, weil sich schon beim Pressegespräch zeigt, wie bitter nötig ein Diskurs über Gleichberechtigung noch immer ist. Die arme Claudia Eisinger wurde dort ernsthaft gefragt, warum ihre Figur als Feministin einen Minirock trägt. Hatten wir das Thema nicht gerade dank Emma Watson ein für allemal geklärt? „Die Geschichte ist hochaktuell und noch lange nicht abgefrühstückt. Wir haben noch keine Gleichberechtigung“, sagte die Drehbuchautorin Eva Zahn.

– „Stern online“

Auch „Zarah - Wilde Jahre“ arbeitet mit Klischees. Doch hier gelingt es, mit ihnen leicht und locker zu spielen und sie für die zeitliche (70er-Jahre) und örtliche (Schauplatz Redaktion) Einordnung geschickt zu nutzen. "Keine unserer Figuren hat ein reales Vorbild, aber wir haben uns natürlich schamlos in der Wirklichkeit bedient", sagt Autor Volker A. Zahn, der gemeinsam mit seiner Frau Eva die Serie geschrieben hat. Die spielt 1973. Die bekannte Buchautorin und Feministin Zarah Wolf (hinreißend gespielt von Claudia Eisinger) kommt als stellvertretende Chefredakteurin zum Wochenmagazin „Relevant“, will dort politische Frauenthemen lancieren und trifft auf Machos und Ignoranten. In der ersten Folge zeigt sie gleich, wo es langgeht und lässt ein sexistisches Titelbild austauschen. Der „Stern“ lässt grüßen. Nicht nur bei der Titelbild-Story, sondern auch bei der Abtreibungs-Geschichte in Folge 2. Und auch die Serienheldin hat prominente, reale Vorbilder - wie Ingrid Kolb, Peggy Parnass, Alice Schwarzer oder Wibke Bruns, die in die damalige Männerdomäne Journalismus eindrangen und gegen Alpha-Tiere, Sexismus und alltäglichen Chauvinismus kämpften. „Zarah“ ist eine spannende, liebevoll ausgestattete, mit viel Biss und fein dosiertem Witz inszenierte Zeitreise mit großen und kleinen Geschichten, Dramen und Absurditäten. Und eine unterhaltsame, intelligente Geschichtsstunde in sechs Folgen, mit dem Look und dem Sound der 70er sowie einer prima Besetzung.

– „Donaukurier“

Mal ehrlich, darf die TV-Heldin einer Serie nicht kühn sein und etwas wagen, wozu man doch gern Bravo ruft? Und ist es nicht endlich mal ein Stück Fernsehen mit einer weiblichen Hauptfigur, die ihren eigenen Kopf hat, rebelliert und handelt? Es ist sehr ehrenvoll, wenn man im Zusammenhang von 'Zarah' neben anderen namhaften Kolleginnen als Vorbild genannt wird. Es ist aber keine übertriebene Bescheidenheit, wenn ich sage: Wir hätten keinen Erfolg gehabt, wenn wir nicht viele gewesen wären, sehr viele.

– Ingrid Kolb, „Stern“

Liefe „Zarah - Wilde Jahre“ bei Netflix, würde sie längst als der neue heiße Scheiß durch die sozialen Netzwerke wabern und hundertfach empfohlen werden, aber sie läuft nun mal beim ZDF.

– Hans Hoff, „DWDL“

Manchmal reicht ein kurzer Blick in die Pressemappe und man weiß: Das wird nichts. (…) Für Zarahs fiktiven Arbeitgeber steht eindeutig Henri Nannens stern Pate, worauf man beim alleinigen Lesen des Namens aber nie käme.

– Hendrik Steinkuhl, „meedia.de“

Die Serie ist im Grunde ein Spielfilm in sechs Folgen und erzählt die Geschichte einer Journalistin Anfang dreißig, die zur stellvertretenden Chefredakteurin der größten deutschen Illustrierten bestellt wird. Die Handlung spielt 1973, als die Welt noch in Ordnung war; jedenfalls aus Sicht der Männer. Entsprechend viele Neider hat Zarah Wolf in der maskulin dominierten Redaktion. Schon der Vorspann, in dem eine Schreibmaschine von einem Lippenstift zertrümmert wird, verdeutlicht den Orkan, der durch die Redaktion fegen wird. (…) Die Serie funktioniert zwar auch, wenn man kein Kind der Siebziger ist, aber sie dürfte Menschen jenseits der fünfzig doppelt so viel Spaß machen, zumal Klassiker von Bands wie Deep Purple, The Doors und den Rolling Stones für die passende Atmosphäre sorgen; Kleidung und Einrichtung tun ein Übriges. Im Unterschied zu vielen historischen Produktionen, in denen die authentische Ausstattung mitunter allzu demonstrativ zur Schau gestellt wird, stellt sich der Zeitgeist hier eher beiläufig ein (Szenenbild: Zazie Knepper). Gleiches gilt für die aus heutiger Sicht wahlweise rückständig oder radikal wirkenden Haltungen der verschiedenen Figuren. Sie müssen ihre Positionen nicht deklamieren, weil sie aus ihrer Sicht selbstverständlich sind; das haben Eva und Volker A. Zahn (Buch) und Richard Huber (Regie) ganz vorzüglich gelöst. Klugerweise hat das Trio darauf verzichtet, die Titelfigur zur verbissenen Emanze zu machen. Zarah ist eine Frau mit Prinzipien, aber ohne Scheuklappen; und dank Claudia Eisinger nicht nur sehr rothaarig, sondern auch ziemlich attraktiv. (…) Angesichts nicht nur des Anspruchs, sondern auch der teilweise deftigen Dialoge erscheint die ZDF-Kombination mit der Familienserie „Das Pubertier“ recht gewagt.

– „Blickpunkt:Film“

(Alice) Schwarzers Biografie wurde für das Drehbuch von „Zarah“ erschöpfend geflöht. Wie die „Emma"-Gründerin verschmilzt die Journalistin Wolf mit der Aktivistin. Auch Wolf liebt Frauen. Und es kommt zu einem nächtlichen Aufeinandertreffen mit einer ins französische Exil geflüchteten Filmdiva, die an ihrer deutschen Heimat leidet und Halt sucht im Alkohol. Die Champagnernacht, in der Romy Schneider der Journalistin Schwarzer ihr Herz ausschüttet, gab es wirklich. Eine Serie über Feminismus funktioniert beim breiten Publikum vermutlich nur, wenn sie in der Vergangenheit spielt. In der Retrospektive verliert jede Bewegung ihre Bedrohung. Die Schlachten sind geschlagen. Der Trick besteht darin, dass das, was Frauen wie Wolf im Film erreichen wollen, heute Konsens ist. Das zwingt den Zuschauer auf ihre Seite, selbst männliche. (…) Mit „Zarah“ ist dem ZDF eine Hommage an die Zeit des großen Journalismus gelungen, die zugleich eine Demontage ist. Magazine bestimmten damals, worüber die Republik sprach. Blattmacher waren Fürsten; von Cognac und Zigaretten auf Betriebstemperatur gebracht, drehten sie das große Rad. Frauen waren Staffage.

– „Spiegel online“

Das Tempo ist hoch, die Dramaturgie gut durchdacht. (…)  Und man verzeiht auch gern manche kleine Plumpheit, wenn das Gesamtergebnis derart flott, gutgelaunt und stylish daherkommt. Vier von fünf Lippenstiften!

– „Frankfurter Allgemeine Zeitung“

„Mad Men“ ist mitunter deshalb eine solch gelungene Serie, weil sie in ihrer Deutung über ihre erzählte Zeit hinaus weist, und die 60er Jahre nicht als ein museumshaftes Panoptikum darstellt. „Mad Men“ ist keine pittoreske Sammlung zeitgeschichtlicher Abläufe und aus heutiger Sicht kurioser Lebenssituationen und –ereignisse der Kennedy- und Johnson-Zeit, sondern ein hochpsychologischer, narrativ ambitionierter Stoff, anhand dem wir die Zeit, in der wir leben, reflektieren können, indem er uns eine Welt betrachten lässt, die weit genug in der Vergangenheit liegt, um klar von unserer heutigen unterscheidbar zu sein, und die andererseits aber nah genug ist, um ihre (ungelösten) Konflikte noch in unserer eigenen Welt und Gesellschaft sehen zu können. „Zarah“ ist Ähnliches gelungen. Und – auch das lässt einen Vergleich mit dem brillanten amerikanischen „Mad Men“ zumindest nicht ganz vermessen erscheinen – gleichzeitig sind Zarahs Konflikte nicht allein Aneinanderreihungen der gesellschaftlichen Dramen ihrer Zeit. Natürlich: Es geht um die Abtreibungdebatte. Es geht um feministische Forderungen. Es geht um die Auseinandersetzung der damals jungen Generation mit ihren Eltern über deren eigene Nazi-Geschichte. Aber «Zarah» hakt diese Ereignisse und kulturgeschichtlichen Themen nicht mit einer Abtreibungs-, einer Nazi-, einer Baader-Meinhof- und einer Feminismusfolge ab. Diese Auseinandersetzungen geschehen subtiler, gradueller, kurz: einnehmender. (…) „Zarah“ ist nicht so sehr eine Serie über eine bestimmte Zeit, als vielmehr eine Serie über zeitlose Themen, die in einer ganz bestimmten Zeit angesiedelt ist – einer Zeit, in der diese Themen besondere Bedeutung haben: Es geht um Auflehnung und Aufbruch, um Werte wie Mut und Integrität. „Zarah“ ist damit eines der wenigen deutschen Period Dramas, das sich nicht mit dem Abfilmen einer pittoresk ausstaffierten Vergangenheit begnügt, vor der Banalitäten abgespult werden, sondern das seine erzählte Zeit als Ausgangspunkt nimmt, nicht nur, um über eine noch nicht lang zurückliegende Vergangenheit zu reflektieren, sondern aktuell allgegenwärtige Themen aufzugreifen: politische wie soziale wie höchstpersönliche, universelle. Und das alles noch dazu sehr klug erzählt, nah an den Figuren, intellektuell scharfsinnig wie emotional ergreifend, toll gespielt und mit sehr hohem Production Value sowieso. Eine großartige Bereicherung der deutschen Serienlandschaft.

– „Quotenmeter“

„Zarah“ ist aber keine Geschichte des Rauchens und Trinkens (und verdiente deshalb auch nicht so große Aufmerksamkeit), sondern eine der Emanzipation. Und dabei ist die Serie auch 40 Jahre später immer noch aktuell. Zarah Wolf muss sich gegen eine Männerriege durchsetzen, die zusammengluckt und sie ausbremst. Als sie sich beim Mittagstisch in der Kantine zu den Kollegen setzt, als diese gerade die Rolle des US-Präsidenten Nixon analysieren, sagt ihr ein Kollege: „Wenn Sie bitte nicht stören würden - wir sprechen hier gerade über Politik.“
Zarah Wolf ist keine reale Figur, aber selbstverständlich - und das geben die Drehbuchautoren Eva und Volker A. Zahn offen zu - haben sie sich beim Rollenprofil „schamlos in der Wirklichkeit bedient“. Zum Beispiel bei Biografien der Journalistinnen der 60er und 70er Jahre wie Ingrid Kolb (unter anderem „Stern“), Peggy Parnass („Konkret“), Alice Schwarzer („Emma“) oder Wibke Bruhns, die im Mai 1971 als erste Frau eine Nachrichtensendung präsentierte. Als Reaktion darauf ereiferten sich Zuschauer, warum sie sich nicht daheim um Mann und Kinder kümmere.
Ist der Kampf gegen Sexismus und männliche Dominanz veraltet? Mitnichten. Auch heute noch sind es überwiegend Männer, die der Republik die Welt erklären. Wie eine Studie des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock ergeben hat, dominieren Männer zum Beispiel im Fernsehen die Sprecherrollen. In der nonfiktionalen Unterhaltung sind nur vier Prozent Sprecherinnen. Knapp 80 Prozent der befragten Experten sind Männer.
Auch in Zeitungs- und Online-Redaktionen sieht es nicht so viel anders aus. Das Bündnis "Pro Quote", das sich für mehr weibliches Führungspersonal (mindestens 30 Prozent) in den Medien einsetzt, hat ermittelt: Nur drei Prozent aller Chefredakteure der rund 360 deutschen Tages- und Wochenzeitungen sind Frauen. Nur zwei von zehn Anstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks werden von Intendantinnen geführt. Und nur jede 20. Regionalzeitung wird von einer Chefredakteurin verantwortet.

– „Rheinische Post“