Eva Zahn & Volker A. Zahn
Drehbuchautoren



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Anlässlich der TV-Premiere ihres neuen Stuttgart-TATORTs („Scherbenhaufen“ am 4. März um 20, 15 Uhr in der ARD, Infos zum Film unterhab) gaben Eva und Volker A. Zahn dem Südwestrundfunk ein gemeinsames Interview:
SWR: Seit mehr als zwanzig Jahren schreiben Sie gemeinsam erfolgreich Drehbücher. Gibt es ein Rezept für die Arbeit eines „einzigen Autors auf zwei Körper verteilt“, wie Ihre Arbeit einmal beschrieben wurde?
Volker A. Zahn: Eine mitunter beängstigende Übereinstimmung beim Blick auf Menschen und Situationen, das Wissen, dass der Partner meistens Recht hat, auch wenn er Kritik übt, maximale Humor-Schnittmengen und identische Feindbild- Erkennung. Kurzum: Wir leben in einem geradezu verkitscht harmonischen Binnenverhältnis, um uns dann mit viel kreativer und konstruktiver Streitlust und der bisweilen notwendigen Härte in den Kampf um unsere Werke zu stürzen.
SWR: Bei Ihrer Zusammenarbeit, kann es da beim Schreiben eines Drehbuchs zu unterschiedlichen Auffassungen kommen?
Eva Zahn: Absolut. Dann diskutieren wir so lange über unsere Stoffe und Figuren, bis beide zufrieden sind. Das kann im Endeffekt auch bedeuten, dass wir eine Stoff-Idee komplett begraben, weil einer von uns keinen Zugang findet oder schlichtweg keine Lust auf ein bestimmtes Thema oder Sujet hat.
SWR: „Scherbenhaufen“ ist Ihr zweiter Stuttgarter „Tatort“ und eine weitere Zusammenarbeit mit Johannes Grieser. Hat dies die Arbeit erleichtert?
Eva Zahn: Nein, jedes neue Projekt ist auch eine Wundertüte. Für uns als Autoren heißt es jedes Mal wieder: Ihr könnt euch niemals sicher sein!
SWR: Wie schwer ist es, die Charaktere Lannert und Bootz weiterzuentwickeln?
Volker A. Zahn: Unser sehr geschätzter Kollege Holger Karsten Schmidt hat mit Lannert und Bootz zwei starke Charaktere für die „Tatort“-Reihe konzipiert. Denkbar ist für dieses Duo ziemlich viel, aber wohin die Reise geht, entscheiden letztendlich Redaktion und Produktion.
SWR: Von der Kritik wird immer wieder der regionale Bezug von „Tatort“-Krimis verlangt. Gibt es Besonderheiten, die den Stuttgarter „Tatort“ ausmachen?
Eva Zahn: Natürlich lassen wir uns von einer Stadt und ihrer Atmosphäre und Eigenarten inspirieren, trotzdem ist für uns der Regional-Bezug eines Krimis kein vorrangiges Qualitätsmerkmal. Eine Geschichte muss für uns in erster Linie ehrlich erzählt sein – und dazu gehört auch, dass sie an den Ort passt, an dem sie spielt.
SWR: Sie gelten als Drehbuch-Spezialisten für Krimis (u. a. „Tatort“, „Das Duo“, „Ein starkes Team“, „Bella Block“, „Soko Leipzig“), haben den Grimme-Preis und weitere Auszeichnungen erhalten. Gibt es ein Thema, welches Sie unbedingt noch realisieren möchten?
Volker A. Zahn: Die spannenden Themen liegen auf der Straße, jeden Tag spielen sich vor unseren Augen Dramen und Tragödien ab, mitunter auch Dramen, die großes Komödien-Potential haben, darunter auch alles, was rund um Christian Wulff gelaufen ist und noch immer läuft. Über einen Mangel an Anregungen können wir uns nicht beschweren.
Eva Zahn: Es gibt aber vor allem ein Herzensprojekt, das wir in Kürze auf jeden Fall noch realisieren wollen: „Mileva“, die bewegende und tragische Lebensgeschichte der Ehefrau von Albert Einstein.
SWR: Was ist für Sie das Faszinierende am Fernsehklassiker „Tatort“?
Volker A. Zahn: Dass das Fernsehen am Sonntagabend das große Publikum anlockt, das sich in dieser Dimension nur selten noch vor einem Format versammelt. Dass der „Tatort“ wichtige Themen setzt oder aufgreift, zu Diskussionen anregt, für Gesprächsstoff sorgt und auch zum kollektiven Aufregen taugt.
Eva Zahn: Und dass sich unter dem „Tatort“-Label fast alles machen lässt, vom klassischen Krimi bis hin zum experimentellen Kunststück.
SWR: Welche Bücher lesen Sie privat am liebsten?
Eva Zahn: Unter den Krimi-Autoren favorisieren wir zurzeit Wolf Haas und Roger Smith. Ansonsten alles, was toll geschrieben, konzipiert, entwickelt ist: Jonathan Franzen, Philip Roth, Martin Suter und viele andere.
Volker A. Zahn: Der frühe T.C. Boyle, Jonathan Littells „Die Wohlgesinnten“, Eckhard Henscheid und Robert Gernhardt, Sven Regeners Lehmann-Abenteuer. Eine Vielzahl von anderen Autoren, die weitere Aufzählung könnte noch ein paar Stunden dauern…

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