Eva Zahn & Volker A. Zahn
Drehbuchautoren



Aktuelles


In einem aktuellen Special beschäftigt sich das lesenwerte Branchenportal „casting-network“ mit dem Thema „Einschaltquote“. Zahlreiche TV-Verantwortliche und Kreative wie Regisseur Hans Weingartner, Produzent Uli Aselmann oder die BR-Redakteurin Cornelia Ackers kommen zu Wort. „Casting network“ sprach auch mit Eva Zahn und Volker A. Zahn. Unterhalb Auszüge aus dem Interview – die vollständige Fassung ist erhältlich unter www.casting-network.de

CN: Entstehen Eure Ideen frei und unabhängig oder gibt es spezifische – sender- oder quotenbedingte – Vorgaben?
Eva Zahn: Wir haben zuallererst unsere eigenen Vorgaben, wir schreiben nur über Themen und Menschen, die uns wirklich interessieren, wir halten die Ohren und Augen offen und suchen nach Konstellationen, Ausgangssituationen oder Figuren, die Drama-Potenzial haben. Das können historische Persönlichkeiten sein wie Mileva Maric, die Ehefrau von Albert Einstein, oder sogar Freunde und Bekannte, denen etwas Besonderes widerfahren ist. Und wir greifen natürlich viele Themen auf, die buchstäblich auf der Straße liegen. Das Amok-Drama „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ ist so ein klassischer Fall, da hat uns das teilweise hysterische Klima der Angst nach den Amokläufen von Erfurt und Emsdetten inspiriert. Oder „Schurkenstück“: Da haben uns die Zustände und Skandale in den NRW-Knästen aufhorchen lassen sowie die Art und Weise, wie Medien das Bild von jungen Strafgefangenen prägen und verzerren.
Volker A. Zahn: Im Bereich „Serien und Reihen“ gelten für uns die gleichen eigenen Vorgaben, aber hier bewegen wir uns natürlich immer im Korsett eines Formats. Da gibt es dann gerne ein paar eiserne Regeln, die aber auch dazu da sind, dass man sie bricht (lacht). Muss im „Tatort“ die Leiche wirklich in den ersten Minuten auftauchen? Muss ein Krimi zwingend drei Blindmotive anbieten und chronologisch erzählt werden? Dürfen die Helden nicht allzu sehr „beschädigt“ werden? Natürlich juckt es uns immer wieder in den Fingern, Dinge auszuprobieren, Sehgewohnheiten aufzubrechen, aus dem Schema auszubrechen. 
CN: Habt Ihr schon während Eures Arbeitsprozesses die Quote im Hinterkopf?
E. Z.: Nein, niemals (lacht). Wir glauben immer an die Kraft unserer Geschichten, daran, dass man die Zuschauer mit auf die Reise nehmen kann, dass sie mit unseren Figuren leiden, mitfiebern, mitzittern und wir glauben auch, dass dem Zuschauer mehr zuzumuten ist, als manche Verantwortliche unterstellen. Serien und Reihen laufen natürlich nur, solange sie erfolgreich sind und bisweilen folgen Redakteure und Produzenten der eisernen Regel: Was einmal erfolgreich war ist auch in Zukunft erfolgreich, keine Experimente! Aber das interessiert uns letztendlich nicht bei der Bucharbeit. Wenn wir die Zuschauer nicht langweilen, werden sie auch dann dranbleiben, wenn ihre Sehgewohnheiten mal über den Haufen geworfen werden.
V. Z.: Es ist schon erstaunlich, mit welcher Sicherheit manche Redakteure bei Stoff-Entwicklungen den Satz sagen: Das will der Zuschauer nicht sehen! Das ist so ein Geheimwissen, von dem wir Autoren nicht wissen, wo es herkommt, aber weil mit diesem Argument oft Innovatives oder Besonderes verhindert wird, bekommt die Quote nach solchen Diskussionen auch für uns eine nicht unerhebliche Bedeutung: Ist die Quote gut, nachdem du dich gegen die Bedenken des Senders durchgesetzt hast, macht das zukünftige Diskussionen leichter, ist die Quote mau, hast du bei der nächsten Auseinandersetzung schlechte Karten.
Werdet Ihr nach jeder Ausstrahlung mit der Quote konfrontiert?
V. Z.: In unterschiedlicher Ausprägung. Es kommt vor allem darauf an, mit wem wir es zu tun haben und wie mutig die entsprechenden Redaktionen ihr Programm gestalten. Der WDR hat ja auch deshalb ein so hohes Fernsehspiel-Renommee, weil dort bewusst auch Stoffe entwickelt werden, von denen man vorher weiß, dass sie keine Brüller-Quoten einfahren. Nehmen Sie unser „Schurkenstück“: Junge Strafgefangene sollen mit einer Theater-Regisseurin Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ auf die Bühne bringen – das klingt nicht nach Zuschauerzahlen im Fünf- bis Sechsmillionen-Bereich. Wer als Programmmacher solche Stoffe auf den Bildschirm bringt, denkt nicht zuerst an die Quote, sondern an den Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Senders. Das ist für uns eine sehr vorbildliche Haltung.
E. Z.: Natürlich möchtest du als Autor, dass möglichst viele Menschen deinen Film sehen, aber wie gesagt: Darauf haben wir keinen Einfluss, das ist oft höhere Gewalt. In unserer Macht liegt allerdings, ob die Geschichte fesselnd ist und deshalb interessiert mich nicht so sehr die Einschalt-, sondern die Verlaufsquote: Bleiben die Zuschauer, die den Film von Beginn an einschalten, bis zum Ende dran? Oder laufen sie dir in Scharen davon? Gibt es Einbrüche und wo finden sie statt? Anhand dieser Kurven kann man durchaus nachvollziehen, ob die Geschichte einen Durchhänger hat oder was die Zuschauer tatsächlich überfordert.
Kennt Ihr die Bezeichnungen „Nachmittag-“ oder „Abend-Gesicht“ für Schauspieler?
V. Z.: Das Denken in Schubladen ist eine sehr verbreitete Unsitte in unserer Branche, das betrifft Regisseure, Schauspieler und Autoren gleichermaßen. Wer einmal in einer bestimmten Schublade steckt, hat es schwer, da wieder raus zu kommen.
E. Z.: Auch da ist die Angst vor bösen Überraschungen zumeist die treibende Kraft: Bloß keine Risiken eingehen, wer in bestimmten Rollen oder Formaten funktioniert, bekommt nur selten die Chance, sich auf eine andere Art oder andernorts zu beweisen.
Habt ihr selbst Schubladen-Erfahrung?
E.Z.: Ja, wir waren jahrelang in der Krimi-Schublade! Wir haben für erfolgreiche Serien und Reihen geschrieben, aber wenn wir Einzelstücke jenseits des Krimifachs angeboten haben, blieben die Türen zumeist verschlossen. Das war ein harter Kampf und erst als uns der WDR-Fernsehspieldirektor Gebhard Henke die Chance gegeben hat, über das Leben von Oswald Kolle zu schreiben, war der Bann gebrochen. Dann kam der Grimme-Preis für „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ und seither sind wir Fernsehspiel-Autoren. Raus aus der einen Schublade, rein in die nächste.
Ist das gegenwärtige System zur Ermittlung von Quoten für euch nachvollziehbar?
E. Z.: Ausgewählte Menschen sitzen verkabelt vorm Fernseher... ob das eine seriöse Methode ist, kann ich nicht beurteilen und es interessiert mich eigentlich auch nicht. Wichtig ist die Frage, wie wir mit den Daten umgehen – und wohin es führt, wenn sich eine ganze Branche von diesem Zahlenwerk in Geiselhaft nehmen lässt.
V. Z.: Es gibt ja auch Bereiche, die von den verkabelten Menschen nicht erfasst werden. Nach der Ausstrahlung unserer letzten beiden Filmen „Schurkenstück“ und „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ hatten wir eine Flut von Anfragen: Lehrer und Sozialarbeiter wollten die Filme unbedingt vor jungem Publikum zeigen. Bis heute läuft „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ in kleinen Kinos oder Jugendzentren, die DVD ist kurz nach der Ausstrahlung erschienen und verkauft sich wahrscheinlich auch nicht schlecht. Das sind Verwertungen, die von der Quote nicht erfasst werden. Aber abgesehen davon: Ob ein Film relevant oder nachhaltig ist, lässt sich mit einem Blick auf die Marktanteile sowieso nicht feststellen.
Gibt es im fiktionalen Bereich etwas, das Ihr vermisst?
V.Z.: Mutige Serien, die mehr bieten als die Lösung von Kriminalfällen, Serien, die etwas über uns und unsere Gesellschaft erzählen, die auch mal weh tun, sich was trauen, Grenzen überschreiten – und denen man nicht sofort den Saft abdreht, wenn die Quoten nicht stimmen. Die Serie ist die Königsdisziplin des Erzählens, es ist schade, dass sich diese Erkenntnis hier zu Lande erst langsam durchsetzt. Ein Blick über den großen Teich zeigt doch, dass Serien, die intelligent und komplex erzählen, großen Kinoproduktionen den Rang ablaufen.
E.Z.: Von wenigen Ausnahmefällen abgesehen, ist die Serie in Deutschland nach wie vor so eine Art Schmuddelkind, ein Format für die Masse. Nichts, womit sich ein Fernsehmacher schmücken möchte. Ganz oben in der Bedeutungshierarchie stehen die Fernsehfilme, dann kommen die ambitionierten Reihen und nur knapp über den Daily Soaps und Telenovelas rangieren die Serienformate. Wir kennen viele Kollegen, die großartige Serienideen haben, Projekte jenseits von Krimi-, Familien- oder Arztgeschichten, aber weil es den Sendern an Mut fehlt, auch mal jenseits der gewohnten Pfade zu marschieren, bleibt viel Kreativität und Energie auf der Strecke. Warum Geld und Energie in ein Projekt investieren, das sowieso keine Chance hat realisiert zu werden? Fernsehmacher zeigen gern nach Amerika und bejubeln – zu Recht – die Juwelen der US-Serienkultur. Gern garniert mit dem Zusatz, dass es bei uns keine Autoren gibt, die auf diesem Niveau erzählen können. Das ist natürlich Unsinn und eine ziemliche Frechheit.
V.Z.: Hinzu kommt, dass die wichtigsten gesellschaftlichen Bereiche und Problemfelder im seriellen Erzählen nicht vorkommen. Die Arbeitswelt? Da gibt’s „Stromberg“ und dann leider nichts mehr. Migration und Multikulti? Nix außer „Türkisch für Anfänger“. Wir diskutieren eifrig über Bildung, über PISA, über die Zukunft unserer Kinder – aber eine öffentlich-rechtliche Schulserie ist weit und breit nicht zu sehen. Das ist eigentlich skandalös.
E.Z.: Wir haben vor einiger Zeit zusammen mit dem UFA-Produzenten Jörg Winger eine Serie über eine Gruppe Anonymer Alkoholiker entwickelt, sechs komplett unterschiedliche Menschen, die sich regelmäßig treffen und versuchen, von der Sucht loszukommen und deren Lebenswege und Schicksale sich überschneiden. Wenn du mit so einer Idee aufmarschierst, wird zumeist gar nicht mehr über die Inhalte geredet – der Ansatz, trockene Alkoholiker zu „Helden“ einer Dramaserie zu machen, reicht aus, um sie unbesehen wegzuschießen.
V.Z.: Also entwickeln wir, wenn uns jemand fragt, lieber noch eine Krimiserie... unsere ganzen Villen und Yachten wollen ja schließlich finanziert werden (lacht). Auf die Frage, warum sich ausgerechnet ARD und ZDF so wenig trauen, bekommen wir zumeist als Antwort: Je weniger Zuschauer wir erreichen, desto größer ist die Gefahr, dass wir als öffentlich-rechtliche Sender unsere Legitimation verlieren. Da sind wir dann wieder bei der Quote: Solange sie von Programmmachern zum Fetisch erklärt wird, ist sie Gift für unsere Fernsehkultur.
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Das von Eva Zahn und Volker A. Zahn geschriebene Knastdrama „Schurkenstück“ ist für den „Fiction Rocky“ beim BANFF World Media Festival in Kanada nominiert. Das alljährlich in den Rocky Mountains stattfindende Festival ist einer der prestigeträchtigsten Wettbewerbe des internationalen Fernsehmarkts und würdigt nach Veranstalterangaben „die innovativsten, aufregendsten und herausragenden“ TV-Produktionen des vergangenen Jahres. Vom 12. bis 15 Juni konkurriert „Schurkenstück“ (Regie: Torsten C. Fischer) in  der Drama Categorie mit fünf weiteren Movies, darunter den beiden HBO-Produktionen „You don’t know Jack“ und „Temple Grandin“.
Der Film, zuletzt auch für den Fipa D'OR Grand Prize beim Festival International de Programmes Audiovisuels nominiert, erzählt die Geschichte eines waghalsigen Projekts: Sechs jugendliche Strafgefangene sollen zusammen mit einer renommierten Theater-Regisseurin Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ zur Aufführung bringen. Das Aufeinandertreffen von Hochkultur und Gefängnis-Alltag birgt große Risiken und kleine Chancen, die Regisseurin und das Ensemble müssen sich gegen zahlreiche innere und äußere Widerstände durchsetzen, und für einen der Gefangenen entpuppt sich das Theaterstück als ein Spiel um Leben und Tod…
In der Produktion der Kölner greenskyfilms spielen u. a. Katharina Schüttler (Foto links), Franz Dinda, Sebastian Urzendowsky und Oliver Korittke.
Nach der Erstausstrahlung in der ARD schrieb der Berliner „Tagesspiegel“: „Mit „Schurkenstück“ beweist das Autorenpaar Eva und Volker A. Zahn einmal mehr, dass sich aus dem Aufprall unterschiedlicher Welten spannendes, relevantes und zeitgemäßes Fernsehen entwickeln lässt. (…) Ein nuancenreicher Film, der weniger ein Schurken- als ein Glanzstück des Fernsehens ist.“
Torsten Körner schrieb im Branchenmagazin „Funkkorrespondenz“: „Der Film „Schurkenstück“ zieht uns von der ersten Minute in seinen Bann, schürt Spannung, hält uns bei der Stange, lässt uns mitfühlen und mithoffen, er versetzt unserer wohlgehüteten Lebenswirklichkeit kleine Schläge, pufft uns, drängt uns, das Eigene, den Kokon aus Alltag, Beruf, Geld und Normalo-Glück, nicht als das Selbstverständliche anzusehen. (…) Dabei kommt dem Regisseur das gut recherchierte und sorgsam aufgestellte Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn zugute, ein Autorenpaar, das oft genug engagiert, einfühlsam und eigenwillig erzählt. (…) Wer will, kann diesen Film als kleine Schulung zum tieferen Sehen und Verstehen annehmen. Jeder hat einen zweiten, dritten, vierten Blick verdient, denn bei manchen kann man sich nie sicher sein, wer sie sind, wohin sie gehen und ob sie unsere Blickbemühungen verdienen. Der Film hat es jedenfalls verdient, mit allen wachen Sinnen gesehen zu werden. Sicherlich einer der Höhepunkte des Fernsehjahres 2010.“
Weitere Infos zum diesjährigen BANFF World Media Festival: http://www.banffmediafestival.com/
Das WDR 3-Kulturmagazin „Resonanzen“ hat mit Volker A. Zahn über den Film gesprochen. Das Interview ist abrufbar unter: http://www.wdr3.de/resonanzen/details/artikel/wdr-3-resonanzen-86.html

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Das von Eva Zahn und Volker A. Zahn geschriebene Knast-Drama „Schurkenstück“ (WDR, Regie: Torsten C. Fischer) ist für den Fipa D'OR Grand Prize beim Festival International de Programmes Audiovisuels nominiert. Der alljährlich in Biarritz stattfindende Wettbewerb ist das „weltweit führende Festival für Fernsehproduktionen“ (Deutschlandradio). Vom 24. bis 30. Januar 2011 konkurrieren in der Fiction Section hochklassige Fernsehspiele u. a. aus China, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Deutschland um die begehrte Trophäe.
In der Produktion der Kölner greenskyfilms spielen u. a. Katharina Schüttler, Franz Dinda, Sebastian Urzendowsky und Oliver Korittke. Der Film erzählt die Geschichte eines waghalsigen Projekts: Sechs jugendliche Strafgefangene sollen zusammen mit einer renommierten Theater-Regisseurin Friedrich Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ zur Aufführung bringen. Das Aufeinandertreffen von Hochkultur und Gefängnis-Alltag birgt große Risiken und kleine Chancen, die Regisseurin (Katharina Schüttler) und das Ensemble müssen sich gegen zahlreiche innere und äußere Widerstände durchsetzen, und für einen der Gefangenen entpuppt sich das Theaterstück als ein Spiel um Leben und Tod…
Nach der Erstausstrahlung in der ARD schrieb der Berliner „Tagesspiegel“: „Mit „Schurkenstück“ beweist das Autorenpaar Eva und Volker A. Zahn einmal mehr, dass sich aus dem Aufprall unterschiedlicher Welten spannendes, relevantes und zeitgemäßes Fernsehen entwickeln lässt. (…) Ein nuancenreicher Film, der weniger ein Schurken- als ein Glanzstück des Fernsehens ist.“
Eva Zahn und Volker A. Zahn wurden 2009 für das Skript zu „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ mit dem FIPA D'OR Grand Prize für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Der Film unter der Regie von Nicole Weegmann gewann damals auch den Hauptpreis des renommierten Festivals.
Aktuelle Infos zum diesjährigen Festival unter: http://www.fipa.tm.fr/en/programs/2011/schurkenstuck-22760.htm
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Viele Kritiker, die das von Eva Zahn und Volker A. Zahn geschriebene Knastdrama „Schurkenstück“ gesehen haben, sind schlichtweg begeistert. Hier eine Auswahl der positiven Kritiken:
Im Berliner „Tagesspiegel“ schreibt Thomas Gehringer: „Mit „Schurkenstück“ beweist das Autorenpaar Eva und Volker A. Zahn einmal mehr, dass sich aus dem Aufprall unterschiedlicher Welten spannendes, relevantes und zeitgemäßes Fernsehen entwickeln lässt. In „Ihr sollt euch niemals sicher sein“ (Grimme-Preis 2009), einem Film über einen vermeintlichen Amokläufer an einer Schule, war es der Konflikt der Generationen. In „Schurkenstück“ erscheint die Lage noch aussichtsloser. (…) Etwas für Theater-Feinschmecker ist die Tatsache, dass Lars Eidinger, wie Schüttler ein Star der Berliner Schaubühne, Fannys Lebensgefährten spielt. Die wichtigere Nebenrolle meistert allerdings Oliver Korittke. Er gibt den Sozialarbeiter Peter Kilian, der im Knast Fanny Dannewalds Ansprechpartner ist, ihr den Rücken freihält, gelegentlich den Kopf wäscht und wohl auch sonst noch gerne einiges für sie tun würde. Aber das ist nicht mehr als eine Andeutung in diesem nuancenreichen Film, der weniger ein Schurken- als ein Glanzstück des Fernsehens ist.“
Der Medienjournalist und mehrmalige Grimme-Preis-Juror Rainer Tittelbach schreibt in seinem Internetdienst tittelbach.tv („Der Fernsehfilm-Beobachter“): „Schurkenstück spiegelt nicht nur Wirklichkeit, sondern ist auch und vor allem ein Film, der mit den Mitteln des Kammerspiels und Ensemblestücks eine eindrucksvolle Intensität erreicht. Ein Blick in die Gesichter, die klare Choreographie des Raums, das Spiel mit Licht und Schatten auf der Seele – so können gespielte Theaterproben hoch spannend werden. Das „Auflösungssystem“ von Regisseur Torsten C. Fischer passt. Dramaturgisches Herzstück aber ist das intelligente Einweben der privaten Geschichten in die Theaterprobe. Das Grimme-Preis-gekrönte Autoren-Ehepaar Zahn arbeitet vor allem mit Projektionen zwischen Knast-Alltag und Stück-Inhalt, zwischen den realen Vergehen der jugendlichen Straftäter und der moralischen Schuld der gespielten Rollen.“
Die WAZ schreibt: „Keine Angst: Sie haben sich für ein Kammerspiel, eine Theaterinszenierung im Fernsehen, entschieden, aber für eine atmosphärisch so dichte, so spannend erzählte, dass Sie in den 90 Minuten nicht eine Sekunde daran denken, in einen anderen Kanal rüber zu zappen.
Spannungsgeladen und ausgesprochen intelligent – kleinen Ausrutschern ins Klischeehafte wird verziehen – wird hier eine fiktive Geschichte erzählt. Die renommierten Drehbuchautoren Eva Zahn und Volker A. Zahn, die zuweilen auch Tatorte schreiben, haben sich im Vorfeld mit den Biografien junger Straftäter beschäftigt. So haben sie ein Sextett zusammengestellt, was unterschiedlicher nicht sein kann. Von Piotr (Wladimir Burlakov), einem Russen, der von einer geheimen Bruderschaft tyrannisiert wird, über den Neonazi Timo (Franz Dinda) bis zum fundamentalistischen Türken Faruk (Michael Keseroglu).
„Schurkenstück“ ist eine Glanzleistung des Fernsehens. Die Charaktere werden so intensiv gezeichnet, die jungen Schauspieler bieten ein so intensives Spiel, dass sie weit über das Ende des Films nachwirken.“
Auch die Filmkritikerin Monika Herrmann-Schiel findet für das Drama durchweg lobende Worte. Ihre von der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) verbreitete Besprechung des Films kommt zum folgendem Schluss: „In Schurkenstück verschmelzen Theater und Fernsehen auf grandiose Weise. Spannungsgeladen und intelligent wird eine fiktive Geschichte erzählt, die grundlegende Wahrheiten erzählt mit Personen, die so intensiv gezeichnet und verkörpert sind, dass man noch nach Tagen glaubt, sie persönlich kennengelernt zu haben. Das ist dem exzellenten Drehbuch ebenso geschuldet wie der Regie und den Leistungen der jungen Schauspieler. Ihnen wurde viel abverlangt. Sie müssen nicht nur die Vielschichtigkeit ihrer Figuren darstellen, sondern auch zeigen wie sich die Knastjungs in ihren schauspielerischen Leistungen steigern. Wirken die Typen, die sie verkörpern, in ihrer Rohheit und Unberechenbarkeit fast wie wilde Tiere, erkennt man in ihnen nach und nach die Menschen mit ihren Wünschen, Träumen und verbauten Möglichkeiten. Gleichzeitig aber hält das Stück dem Betrachter den Spiegel vor. Nach Aristoteles und Lessing soll Theater zur Katharsis, der moralischen und religiösen Reinigung, führen. Schurkenstück weist den Zuschauern diesen Weg und ist dabei keine einzige Sekunde belehrend oder langweilig. Das ist großes Theater und großes Fernsehen in einem.“
Im Kulturmagazin "Scala" (WDR 5) resümiert der Filmkritiker Torsten Körner: „Sehr sehenswert. Einer der Filme des Jahres!"
Die ganze Sendung als Postcast unter: http://gffstream-3.vo.llnwd.net/c1/m/1282046061/radio/scala/wdr5_scala_20100817.mp3
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4, 82 Millionen Zuschauer zappten sich am Abend des 29. Oktober in die Erstausstrahlung eines erstklassigen ZDF-Krimis: „Liebe und Tod“ ist der Titel des von Eva Zahn und Volker A. Zahn geschriebenen Dramas aus der Erfolgsreihe „Das Duo“. Regie führte Peter Fratzscher, und an der Seite der Hauptdarstellerinnen Lisa Martinek und Charlotte Schwab agierten diesmal hochkarätige Schauspiel-Kollegen wie Roman Knižka, Martin Feifel, Philipp Moog und Nina Kunzendorf.
Und darum ging es: Eine Bankangestellte wird erschlagen aufgefunden, und bei ihren Ermittlungen am Arbeitsplatz der Ermordeten blicken die beiden Hauptkommissarinnen in einen Abgrund aus Betrug, Hass und sexueller Erniedrigung. Besonders pikant für Hauptkommissarin Hertz (Lisa Martinek): Sie ist im vierten Monat schwanger, und der Chef der Getöteten (Roman Knižka) ist der Vater ihres noch ungeborenen Kindes…
„Liebe und Tod“ ist der dritte Film, den Eva Zahn und Volker A. Zahn für die erfolgreiche Samstagabend-Reihe des ZDF geschrieben haben. Der TV-Kritiker und „Fernsehfilmbeobachter“ Rainer Tittelbach schreibt über das Krimidrama: „‘Liebe und Tod‘ aus der Reihe ‘Das Duo‘ ist ein unterhaltsamer, gut gebauter Whodunit, der sich noch vor dem Mord durch kurze Flashbacks auf die künftigen Verdächtigen als eben solcher zu erkennen gibt. Überhaupt steckt der Film von Peter Fratzscher nach dem Buch von Eva und Volker A. Zahn voller beiläufiger Referenzen und kleiner Spielereien: Die Ermordete wird als Hitchcock-Blondine bezeichnet. Aus Robert Lilienthal, der Clara mit Lilien (!) überrascht, wird im Versprecher schon mal Peter Lilienthal, Fratzschers Verbands-Kollege, der dieses Jahr für sein Lebenswerk den Regie-Preis bekam. Und eine Bank, die „Money & Go“ heißt, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Solche Aufheiterungen sind das i-Tüpfelchen auf einem Krimi, der seinen Reiz vor allem aus der Vielfalt seiner Charaktere zieht. Alle Verdächtigen sind nicht nur Verdächtige, sie sind zugleich Sozio-Typ oder bleiben psychologisch undurchschaubar. Was treibt die Sachbearbeiterin einer Bank in die Fänge eines Bankräubers? ‘Schlag mich… Es geht bestimmt noch fester!‘ Braucht sie das sexuell? Will diese Frau sich stellvertretend für ihre Kollegen bestrafen lassen? Gespannt folgt man dieser gespalten wirkenden Frau – nicht zuletzt, weil sie von Nina Kunzendorf in unnachahmlicher Art mit Leben und Leiden(schaft) erfüllt wird. Aber auch bei dem kleinen Banker, der zum Bauernopfer gemacht wird, vermutet man Abgründiges – schließlich wird er von Johannes Allmayer gespielt. Allein Roman Knizka gibt ein bisschen zu sehr Knizka. Für Martin Feifel mag das auf den ersten Blick auch gelten. Aber der spielt seinen Kriminellen prächtig düster und undurchlässig für simple Erklärungen. Fazit: ein dichter, klar und flott erzählter Krimi um das Lübecker ‘Duo‘ mit starkem Finale, bei dem selbst die Privatgeschichte kaum stört.“
Auch der renommierte TV-Kritiker Tilman P. Gangloff fühlte sich sich von „Liebe und Tod“  gut unterhalten: „Als klar war, dass die blonde Partnerin von Charlotte Schwab bei den Dreharbeiten zum jüngsten Fall für „Das Duo“ schwanger sein würde, wurde das Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn kurzerhand entsprechend ergänzt. Nun hatte Clara Hertz nicht bloß eine Affäre mit dem Banker, dessen Assistentin ermordet wurde, sie trägt auch das gemeinsame Kind unter ihrem Herzen. Das gibt der Geschichte naturgemäß eine zusätzlich reizvolle Note. Aber der Krimi wäre auch so sehenswert, selbst wenn es natürlich ganz amüsant ist, dass die Kommissarin zunächst kein Wort über ihre unübersehbare Schwangerschaft verliert. (…) Mindestens so interessant wie die Suche nach dem Mörder ist naturgemäß die Frage, wie sich das Verhältnis von Clara und ihrem Herzbuben (Roman Knizka) entwickelt. Die zunächst rätselhafte Rolle des Bankräubers, die interessanten Details aus der Polizeiarbeit, die ungewöhnlichen Kreditgeschäfte der Bank, außerdem eine solide Regie (Peter Fratzscher) und nicht zuletzt die vielen namhaften Darsteller: ein sehenswerter Samstagskrimi. 
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